Die Champion-Chronik
1947 Die Zahnradfabrik Friedrichshafen (ZF) entwickelt den Champion 250, einen Kleinwagen mit Zweizylinder-Motor und 14 PS.
1948 Der frühere BMW-Ingenieur Hermann Holbein erwirbt die Lizenz und startet in Herrlingen bei Ulm die Serienfertigung.
1951 Der Röhrenhersteller Benteler in Bielefeld steigt in das Unternehmen ein. Entwicklung des größeren Champion 400 (zwei Zylinder, 15 PS), Produktion in Paderborn.
1952 Vorläufige Produktionseinstellung im September. Die beiden Mannheimer Champion-Händler Hermann Hennhöfer und Josef Uttenthaler sprechen mit der Stadt Ludwigshafen über einen Umzug des Werks. Die Stadt gewährt eine Kreditbürgschaft über 300.000 Mark. Hennhöfer und Uttenthaler gründen im Herbst 1952 die Rheinische Automobilfabrik.
1953 Die Produktion des Champion 400 beginnt am 16. März auf dem Gelände der früheren Anhängerfabrik Zähringer in der Industriestraße 35. Im Oktober stellt die Rheinische Automobilfabrik den Champion 500 G vor, einen Kombi mit Holzaufbau. Im November endet die Produktion, das Unternehmen ist „hochgradig illiquide“ (Aktennotiz der Stadt Ludwigshafen). Kurz vor Weihnachten bekommen 280 Mitarbeiter die Kündigung.
1954 Der dänische Investor Henning Thorndahl übernimmt das Ludwigshafener Champion-Werk. Am 24. Juni 1954 läuft die Produktion wieder an. Im September platzen die ersten Wechsel. Anfang November taucht Thorndahl nach Tunesien ab und hinterlässt 650.000 Mark Schulden. Die Rheinische Automobilfabrik meldet Konkurs an. Insgesamt hat sie in Ludwigshafen 1747 Champion 400 und 500 gebaut.
1955 Die Motorradfabrik Maico erwirbt die Produktionsanlagen und Ersatzteilbestände.
1956 Maico stellt das Modell 500 vor, einen vom Champion 400 abgeleiteten Viersitzer, dessen Prototyp noch in Ludwigshafen entstand.
1958 Produktionseinstellung des Maico 500.
2023 Weltweit existieren noch etwa 20 Champion 400 und vier Kombis vom Typ 500 G. Einer davon – weltweit der einzige in fahrbereitem Zustand – kehrt im Herbst in seine Geburtsstadt zurück.
Manchmal schreibt das Leben die besten Geschichten oder was ein Rheinpfalz-Artikel alles auslösen kann!
Mit Ludwigshafen bringt man vieles in Verbindung, so hat sich die Stadt weltweit einen Namen als Chemiestadt gemacht. Dagegen ist die Produktion von Autos in Ludwigshafen ein kaum bekanntes Geheimnis der Stadt- und Industriegeschichte.Bei der Ludwigshafener Automobilgeschichte handelt es sich eher um eine Kurzgeschichte. 1952 wurde die Rheinische Automobilfabrik (RAF) gegründet. Die Stadt gewährte eine Kreditbürgschaft über 300.000 DM. Die Produktion des Champion 400 begann am 16. März 1953 auf dem Gelände der früheren Anhängerfabrik Zähringer in der Industriestr. 35 in Friesenheim. Im Oktober stellt die Rheinische Automobilfabrik den Champion 500G vor, es war die Weiterentwicklung der zweisitzigen Vorgängermodelle, einen Kombi mit Holzaufbau. Dazu wurde die Karosserie mit einem Zentralrohrrahmen verschraubt, der Aufbau aus Holz gefertigt und aufgesetzt. Nun bot der 500G Platz für vier. Der Neupreis betrug 3.995 DM. Der 500G besaß einen Zweizylinder-Zweitaktmotor mit 452 ccm und 18 PS sowie ein Dreiganggetriebe. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 80 km/h. Geschätzt wurden rund 20 Exemplare bis November 1954 gebaut, 1955 wurde die Firma aufgelöst.
Hier könnte unsere Kurzgeschichte nun enden!
Aber es gab einen Champion-Exoten dieser wurde als Rechtslenker-Auto gebaut. Dieser Champion 500 hat bereits viel von der Welt gesehen, er kam viel herum. 1954 wurde er zur Internationalen Automobilmesse nach Neuseeland geschickt. Eigentlich war das Ziel Werbung für die Marke zu machen und dieser Exot aus Ludwigshafen sollte dort verkauft werden. Aber der Plan ging nicht auf, er wurde nie verkauft und sollte eigentlich wieder abgeholt werden. Jedoch entpuppten sich die Kosten als zu hoch, so dass er in den folgenden Jahrzehnten, am anderen Ende der Welt, ein Schattendasein fristete. Bis schließlich ein Deutscher ihn im restaurierungswürdigen Zustand käuflich erwerben konnte und ihn wieder zurück in sein Heimatland brachte.
Der Champion landete in einer Brandenburger Kleinwagen-Sammlung. Von dort ging Anfang 2023 die Reise weiter nach Berlin, zum derzeitigen Besitzer und Oldtimer Experten Burkhard Steins. Dort stand er inmitten anderer Raritäten in der Classic Remise im Berliner Stadtteil Moabit.
Wenn du etwas erträumen kannst – kannst du es auch erschaffen! (Walt Disney)
Anfang Juli 2023 erschien in der Rheinpfalz ein Artikel „Ludwigshafener Oldtimer Champion 500: Der letzte seiner Art“. Der gebürtige Ludwigshafener und mittlerweile in Hamburg lebende Journalist und Oldtimer-Experte Christian Steiger sinnierte gemeinsam mit dem Noch-Besitzer Burkhard Steins: „Der Champion muss unbedingt wieder zurück nach Ludwigshafen überführt werden. Wenn nicht auf Dauer, dann vielleicht nur für eine Story!“ Allerdings kostet der Transport von Berlin nach Ludwigshafen 1.500 €. Und dafür bräuchte es einen Sponsor!
Alle unsere Träume können in Erfüllung gehen – wenn wir den Mut haben ihnen zu folgen.
Diesen Rheinpfalzartikel wiederum las der leidenschaftliche Oldtimer-Fan und Spediteur Christian Wahl aus Limburgerhof. Er war gleich Feuer und Flamme dieses faszinierende Zeugnis vergangener Tage, ein Relikt aus der deutschen Automobilgeschichte wieder in seine Heimatstadt Ludwigshafen zu holen.
Über die Rheinpfalz-Redaktion konnte er Kontakt zu Christian Steiger aufnehmen. Wie klein die Welt doch ist! Während dem Telefonat stellte sich heraus, dass die beiden Christians bereits vor über 30 Jahren gemeinsam, für ihre Oldtimer, eine Scheune angemietet hatten.
Da ist noch ein Champion 500 in Berlin!
Der Transport von Berlin wurde vom Unternehmer Christian Wahl initiiert – und kurzerhand stellte ein weiterer Oldtimer-Freund Mathias Berkel von der Berkel AHK einen Lkw zur Verfügung, der den Champion wieder nach Ludwigshafen brachte. „Es wäre klasse, wenn der Champion irgendwann im geplanten ,Haus der Stadtgeschichte‘ im Luitpoldhafen stehen würde“, erhofft sich Mathias Berkel.
Die Rückkehr eines Ludwigshafener Champion
Der Champion war wieder zurück in Ludwigshafen. Aber wie sollte es nun weitergehen? Im Büro von Mathias Berkel sinnierten die drei oldtimerbegeisterten Visionäre und ganz schnell war klar, sie wollen gemeinsam ein neues Kapitel Ludwigshafener Stadtgeschichte schreiben – der Champion muss dauerhaft in Ludwigshafen bleiben! Dafür wird die Summe von 39.500 € benötigt.
Festival des Deutschen Films
Wo würde solch ein Star besser hinpassen als beim Festival des Deutschen Films! Innerhalb von ein paar Tagen hatten es die drei Visionäre geschafft. Am Eingang zur Zeltstadt auf der idyllischen Parkinsel wurden die Festival-Besucher vom Champion 500 begrüßt. Und immer wieder hörte man verwunderte Betrachter sagen: „Was in Ludwigshafen gab es eine Automobilfabrik? Jetzt bin ich so alt und habe noch nie etwas davon gehört!“
Das Schmuckstück glänzte neben Nastassja Klinski, Josefine Preuß, Ulrich Tukur, Andrea Sawatzki, Ulrike Folkerts und nicht zu vergessen Axel Milberg.
Und im Sauseschritt oder besser mit Tempo 180 ging es weiter
Nach dieser Begeisterung bei den Besuchern des Filmfestivals mutierte der Champion 500 zum Herzensprojekt der drei Visionäre. Ihr gemeinsames Motto lautet „Ein Champion für LU“.
Es wurden Roll ups und Flyer gestaltet, für den Champion wurde ein Konto eröffnet und die eigene Homepage befindet sich im Wachstum, und Facebook darf natürlich auch nicht fehlen.
Ein Champion für LU
Anfang November hatte der einzigartige Oldtimer seinen nächsten großen Auftritt in der Sparkasse Vorderpfalz. Im Glasfoyer fand die offizielle Ausstellungseröffnung des Champion 500 statt. Stilecht mit 50er-Jahre-Accessoires wurde der Heimkehrer in Szene gesetzt. Zum Auftakt war der Champion noch mit rotem Stoff verhüllt. Die Feierstunde wurde mit bekannten Melodien eines 12-jährigen Bratsche-Spieler untermalt. Thomas Traue, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse sowie die Leiterin des Stadtmuseums, Regina Heilmann schwärmten von diesem „echten Friesenheimer“. Vielleicht lag es auch an „seinen Kulleraugen“, denn die Vorderlichter des Champions zeigen eine gewisse Ähnlichkeit.
Ebenso waren bei der Ausstellungseröffnung zwei Zeitzeugen vertreten. Die Berichte von Hermann Zähringer, Sohn der Familie, in deren Werkstatt das Auto einst gebaut wurde. Sowie Dieter Neef (Jahrgang 1933), der sich mit 21 Jahren den Champion anschaffte. Die Gäste klebten regelrecht an seinen Lippen, als er erzählte über welchen Zeitraum und unter welchen Bedingungen er akribisch für seinen Champion gespart hatte. Amüsant war, dass er immer vom „Champignon“ gesprochen hat. Dies sei in den 50er-Jahre normal gewesen, da sich die Schriftwesen sehr ähneln und die Menschen mehr Kontakt zu den fast gleichnamigen Pilzsorte hatten.
Sogar der Noch-Besitzer Burkhard Stein kam extra das Berlin angereist, um an der Ausstellungseröffnung teilnehmen zu können. Stolz erzählte er, dass dieser Champion der einzige seiner Art sei. Eine absolute Rarität, die noch fahrtüchtig ist. Vom Engagement der drei Visionäre war er total begeistert. Er fand es eine schöne Sache, dass man den Wagen wieder nach Ludwigshafen bringen will.
„Champion Hall of Fame“
Damit der Champion in seiner Heimat bleiben kann – braucht er Unterstützer. Jeder kann helfen um dieses Ziel zu verwirklichen und gleichzeitig wird ein neues Kapitel Ludwigshafener Stadtgeschichte geschrieben.
Jeder potenzielle Gönner kann sich für einen Obolus zugleich einen Platz in der zukünftigen „Champion Hall of Fame“ sichern. Jeder Spender ab 200 € soll dort namentlich erwähnt werden. Oder bereits jetzt auf der Homepage.
Schon fix ist, dass das Fahrzeug dauerhaft im neuen Stadtmuseum ausgestellt werden soll, dass nach aktueller Planung im Jahr 2026 eröffnet werden soll. Ebenso steht bereits fest, dass er im Frühjahr in ein Rheingalerie ausgestellt werden soll.
Unsere Heldenreise geht weiter!
Innerhalb von drei Monaten konnten bereits über 19.000 € angespart werden. Um weitere Unterstützer zu begeistern benötigen wir Ihre Unterstützung!
Im Raum Ludwigshafen ist er nun schon eine kleine Berühmtheit. Unser Ziel ist es ihn noch mehr Rheinland-Pfälzern zu präsentieren. Denn das es früher eine Autofabrik in unserem wunderschönen Bundesland gab, ist schon eine große Besonderheit!